INFO-DIENST Öffentlicher Dienst Beamtinnen und Beamte: Ausgabe 2022#02: Es brennt an alen Ecken und Enden

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Öffentlicher Dienst: Es brennt an allen Ecken und Enden

Im öffentlichen Dienst liegt vieles im Argen. Es fehlt an Konzepten und an Führung. Die deutsche Politik scheint
überfordert, die drängensten Themen anzugehen. Die Probleme sind nicht seit gestern bekannt, sondern seit zig-Jahren. Alle Akteure pflegen ihre Rituale , halten Reden und verschieben den Beginn einer Wendung. Ja,
es ist eine Wende erforderlich – am besten um 180 Grad. Ich nehme drei Punkte in den Blick:

- Verkrustung
- Digitalisierung
- und Demografie und Personalmangel.


In Wahrheit gibt es mehr Baustellen und im wahrsten Sinne des Wortes brennt es im öffentlichen Dienst an allen Ecken und Enden. Es sind noch nicht die großen Feuer, aber es kann ein Brandherd werden, bei der die
Feuerwehr möglicherweise nicht mehr löschen, sondern nur noch die Asche zusammenkehren kann.


Verkrustung
Der öffentliche Dienst ist hierarchisch und hat eine feste – fast unverrückbare – Struktur. Die Politik und Administration achtet vor allem auf die Einhaltung der Hierarchie und bedient sich ihrer Amtsträger in den nachgeordneten Behörden. Den Behördenleitungen wird nichts zugetraut und keine Gestaltung erlaubt. Deshalb
wird dort „verwaltet“ und nicht „gestaltet“.

Die Gestaltung wäre aber gerade das, was der gesamte öffentliche Dienst braucht. Es gäbe so unendlich viele Möglichkeiten, für nachgeordnete Behörden einige Gestaltungsräume zu schaffen. Man könnte den Behördenleitungen – gemeinsam mit den Personalräten – eröffnen, mehr zu wagen und zu projektieren. Das Totschlagargument „das haben wir noch nie gemacht“, muss verbannt werden.

Mehr Mut, auszuprobieren, neue Erfahrungen zu sammeln und auszuwerten, was war gut und was hat uns nicht weiter gebracht.

 

© stock.adobe.com – Von DOC RABE Media

 



Digitalisierung
Angela Merkel hat vier Wahlkämpfe gewonnen und vor jeder Wahl versprochen, die Digitalisierung voranzubringen.
Passiert ist hingegen (fast) nichts. Heute sehen wir überall den Rückstau an Modernität und digitaler Infrastruktur.
Als die Gesundheitsämter ihre Corona-Zahlen per „Fax“ an das RKI übermittelt haben, wussten wir, wo Deutschand im Jahr 2020 steht. Und obwohl die Pandemie schon zwei Jahre tobt, blieb das Fax am Leben. Das Beispiel steht als
Synonym für das Komplettversagen von Regierungen und Behörden. Es genügt nicht, in allen Behörden einen
„Digitalisierungsbeauftragten“ zu installieren.

Gebraucht wird das richtige Denken in allen Amtsstuben und an jedem Arbeitsplatz. Die Pandemie hat vielerorts die Defizite schonungslos aufgedeckt. Die Erfahrungen mit Homeoffice waren überraschend gut – sowohl bei den Chefs als auch bei den Mitarbeitern. Deshalb bitte weiter machen, und das Homeoffice nicht wieder einstampfen.

Demografie und Personalmangel
Das Demografieproblem ist seit 25 Jahren bekannt und scheint in den Köpfen angekommen. Aber im praktischen
Tun, wird die Demografie liegen gelassen. Als ein Indiz dient die Kultusministerkonferenz (KMK) mit ihren dauerhaften Fehlprognosen bei der Ermittlung des Lehrpersonals. Die KMK hinkt immer hinterher und spricht von 24.000 fehlenden Lehrkräften, während der VBE den Fehlbedarf mit 127.000 Lehrkräften an. Unter Einbeziehung von Inklusion und Ganztag erhöht sich dieser Mangel laut VBE auf 158.700. Die KMK bedient sich des „schönrechnens“, so wie es die meisten Behörden tun. Und deshalb tappt der öffentliche Dienst von einem Dilemma ins nächste.

Es fehlt am Denken um das Große und Ganze. Und genau deshalb kommt der deutsche öffentliche
Dienst nicht voran, die Leidtragenden sind die Beschäftigten.


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